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Sein visuelles Wissen zieht Hansrudi Wäscher nicht aus Archiven sondern aus seinem lebenslangen Schaffensdrang, der Comicgeschichte schrieb. Bis in die Siebzigerjahre wurden Comiczeichner von den Verlagen als Lieferanten schnelllebiger Hefte ausgenutzt. Um Lagerkosten zu sparen, wurden die Originale vernichtet. Letztlich prägte das seine Persönlichkeit mit. Seine Belegexemplare verschenkte Wäscher meist an Kinder. Angeschaut hat er sich die fertigen Hefte nur zur Kontrolle. Durchgelesen hat er sie nie.

Ich wollte mich nicht von den alten Sachen beeinflussen lassen.
Wer so viel machte, dem passiert das schnell.

Hansrudi Wäscher

Der deutschlandweit bekannte Comicautor wurde 2011 dreiundachtzig Jahre alt. Er lebt mit seiner Frau Helga heute in Süddeutschland. Seit über fünfzig Jahren erweckt er seine geliebten Helden in unzählbaren Bildern zum Leben. Heute zeichnet er Unikate für Privatpersonen. Wäscher unterwirft sich nicht länger marktwirtschaftlichen Produktionszwängen, er folgt seinen persönlichen künstlerischen Ambitionen. Seine Bilder sind ausgefeilt und das Ergebnis routinierten Arbeitens eines halben Jahrhunderts. Wäscher bleibt ein Auftrags- und dennoch Ausnahmekünstler, der Aufträge für einzelne Bilder gerne annimmt, um sie in unverwechselbarer Einzigartigkeit stilistisch punktgenau umzusetzen.

Sigurd, Hansrudi Wäschers ritterlicher Held, wird 60

Winzig ist das Heft, das zum ersten Mal im Oktober 1953 an den Zeitungskiosken ausliegt. Gerade 17 mal knapp 8 Zentimeter misst sein leuchtend buntes Titelbild, doch schon das reicht, um aufzufallen im tristen Nachkriegsgrau. „Sigurd“ heißt die neue Bilderserie – das Wort „Comic“ ist damals noch unbekannt –, die der Walter Lehning Verlag in Hannover künftig jede Woche neu herausbringt. Und mit der in Deutschland eine Jugendkultur beginnt, die eine ganze Nachkriegsgeneration prägen wird. Comics sind nun (auch „cool“ gibt es ja noch nicht:) knorke!

„Piccolos“ werden die schmalen Streifenhefte genannt. Sie sind billig schwarz-weiß gedruckt und schnell verschlungen, kosten aber auch nur 20 Pfennig. So kann man selbst bei kleinem Taschengeld dabei sein. Schon bald werden Sigurds Erlebnisse ebenso lebhaft vor der Schule diskutiert wie in zehn Jahre einmal die Durbridge-„Straßenfeger“. Eltern und Lehrer jedoch sind irritiert und rufen entsetzt zu öffentlichen Verbrennungen der „Schundliteratur“ auf.

Ausgedacht hat sich die Saga um den blonden Recken nach dem Vorbild des germanischen Drachentöters aus dem Mittelalter Hansrudi Wäscher. 1928 in St. Gallen geboren, kommt er schon als Kind in der Schweiz mit italienischen Comic-Heften in Kontakt und will selbst Zeichner werden. 1953, der Krieg ist vorbei und inzwischen lebt er in Hannover, ist es endlich soweit. Sein „Sigurd“ ist so erfolgreich, dass Wäscher für Lehning weitere Serien entwirft und an seinem Zeichenbrett bald jede Woche bis zu 50 Comic-Seiten entstehen.

Das übertrifft selbst das Arbeitspensum japanischer Mangaka, die diesbezüglich als Rekordhalter gelten. Grafisch kann sich Wäschers gezeichneter Ritterroman somit nicht mit den großen Klassikern wie „Prinz Eisenherz“ messen (Hal Foster fertigte pro Woche eine Seite an), doch mit dicht gestrickten und verschlungen erzählten Heldenstücken, die sich auch schon mal über zwei Jahre erstrecken können, hält Wäscher sein jugendliches Publikum in Atem: Auf 32 durchhechelte Seiten folgt jeweils qualvolles Warten, bis es nach einer Woche endlich weitergeht – bis zum nächsten „Versäumt nicht die spannende Fortsetzung …“ Den Namen des Schöpfers von Sigurds Abenteuern erfahren die Leser jedoch erst Mitte der Siebziger.

Da ist der Lehning Verlag bereits verschwunden. 1968 bricht eine neue Zeit an, alte Erfolgsrezepte haben sich überlebt und der Verlag muss Konkurs anmelden. Hansrudi Wäschers „Sigurd“ aber gerät damit nicht in Vergessenheit. Bald erscheinen Nachdrucke der auf Flohmärkten gesuchten Lehning-Hefte für Sammler, und schließlich beginnt Wäscher, neue Abenteuer für seine Fans von einst zu zeichnen. Als er sich 2002, inzwischen 74, weitgehend zurückzieht, wird „Sigurd“ von anderen Zeichnern übernommen – und erscheint nach wie vor.

2008 wird Hansrudi Wäscher auf dem Internationalen Comic-Salon in Erlangen der Max-und-Moritz-Preis verliehen. Er lebt heute im Breisgau. Im Hamburger Verlag Comics etc. liegt die Biografie „Allmächtiger! Hansrudi Wäscher, Pionier der deutschen Comics“ von Andreas C. Knigge vor. Pünktlich zu Sigurds Geburtstag erscheint bei Comics etc. zudem der fast 200-seitige Jubiläumsband „60 Jahre Sigurd“ mit dem kompletten Nachdruck der Story „Kampf dem Schwarzen Schinder“ aus dem Jahre 1963 – zusammen mit der 1976 produzierten und heute gesuchten WEA-Hörspielfassung des klassischen Abenteuers.

Sigurd Piccolo-Heft als iPhone-App

Seit 5. August 2011 ist die Serie Sigurd als farbiges Piccolo-Heft im Stil der 50er Jahre als iPhone-App im Apple-Appstore verfügbar. Die ersten drei Piccolo-Hefte sind kostenlos verfügbar. Ab dem vierten sind für ein 32-seitiges Piccolo-Heft 79 Cent zu bezahlen. Die Hefte können auch im Abo bezogen werden. Für die Piccolo-Reihe in der Sigurd – Comic App wurden von Hansrudi Wäscher exklusiv acht neue Seiten und ein Titelbild gezeichnet, so dass die Abenteuer in sich abgeschlossen sind. Achtung: Diese neuen Seiten wird es nur in der App geben.

Ladet Euch die Sigurd – Comic App einfach kostenlos aus dem Apple App Store auf Euer iPhone, iPod touch oder iPad. Damit könnt Ihr einfach und bequem eComics kaufen und diese dann von überall abrufen.
Die App findet Ihr unter folgendem Link zum kostenlosen Download im Apple App Store:

https://itunes.apple.com/de/app/id435952773?mt=8

Constantin-Film sichert sich Verfilmungsrechte

Im Oktober 2010 sichert sich CONSTANTIN-FILM die Verfilmungsrechte an drei Comichelden des Autors und Zeichners Hansrudi Wäscher. Das Rechtepaket umfasst die deutschen Comic-Klassiker Sigurd, Tibor und Falk, also mit seiner ersten, in den 50er Jahren entstandenen Comicfigur SIGURD, der zusammen mit seinen Freunden Bodo und Cassim für Gerechtigkeit kämpft und bis heute eine unsterbliche und populäre Kultfigur geblieben ist, mit der ebenfalls in den 50er Jahren entstandenen Comicfigur TIBOR, der als Millionär Gary Swanson über dem Dschungel abstürzt und fortan unter dem Namen Tibor mit dem Gorilla Kerak und den beiden Äffchen Pip und Pop zahlreiche Abenteuer besteht und mit dem Comichelden FALK, Ritter ohne Furcht und Tadel, der in den 60er Jahren seine jugendlichen Leser auf abenteuerlichen Reisen in eine mittelalterliche Welt entführt.

Deutscher-Fantasy-Preis für Hansrudi Wäscher

Bereits 1999 erhielt Hansrudi Wäscher den Deutschen-Fantasy-Preis „Für seine Comicschöpfungen, mit denen er in der tristen Nachkriegszeit Licht in die Herzen der Kinder brachte.”

Max-und-Moritz-Preis für Hansrudi Wäscher

Im Mai 2008 wurden Teile seines Schaffens aus der Lehning-, Bastei- und Hethke-Zeit im Rahmen des Comic-Salons Erlangen ausgestellt. Darüber hinaus wurde Hansrudi Wäscher mit dem Spezialpreis des Comic-Salons Erlangen, dem Max-und-Moritz-Preis, ausgezeichnet. Die Jurymitglieder würdigen damit seine Pionierleistung für den deutschen Comic.

Hansrudi Wäscher erhielt den PENG-Preis

Im Juni 2009 erhielt Hansrudi Wäscher den PENG-Preis auf dem Comicfestival München vom Kulturreferat der Stadt für sein Lebenswerk.

Hansrudi Wäscher in Köln ausgezeichnet

Im Mai 2010 wurde Hansrudi Wäscher für sein Lebenswerk die Auszeichnung „Ritter der neunten Kunst” verliehen, vergeben von dem Veranstalter der INTERCOMIC – MESSE KÖLN in Zusammenarbeit mit dem Hansrudi Wäscher Club, Bayern.

 

Hansrudi Wäscher verstarb 87-jährig am 07.01.2016 in Freiburg.