Bob und Ben

Die Comics von Hansrudi Wäscher wurden oft vom literarischen Archetypus eines gegensätzlichen Heldenduos bestimmt. Mit Bob und Ben benennt Wäscher die Protagonisten erstmalig auch schon im Titel der Geschichte. Der große dünne Bob Hart ist eher spröde und einsilbig während der kleine pummelige Ben Durkin immer einen kessen Spruch auf den Lippen hat. Die unzertrennlichen Freunde waren Jagdflieger im Koreakrieg und bestreiten zehn Jahre nach Kriegsende ihren Lebensunterhalt als Kunstpiloten. So tingeln sie durch die USA und zeigen als „Blue Devils“ atemberaubende Luftakrobatik auf Bestellung. Während einer Flugschau am Grand Canyon entdecken sie, wie ein PKW in den Abgrund gedrängt wird. Durch ihre Rettungsaktion geraten sie unverhofft in den Genuss einer gut honorierten Amazonasexpedition und dort entspinnt sich in gewohnter Wäschermanier die fantastische Geschichte einer Suche nach einem sagenumwobenen Schatz der Inkas. Der Kampf gegen Rivalen, wilde Tiere, Behördenwillkür, lodernde Vulkane und besessene Priester entführt den Leser in ein Abenteuer erster Güte.

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Im Walther Lehning Verlag erschienen die Bob und Ben-Piccolos 1 bis 9 von Februar bis April 1963 in schwarz-weiß. 14 Bob und Ben-Großbände, teilweise zwei- und teilweise vierfarbig, erschienen von April bis November 1963 im Abstand von zwei Wochen. Der Großband Nr. 14 war das letzte Bob und Ben-Heft, das von Hansrudi Wäscher geschrieben und gezeichnet wurde. Fortan setzte ein bis heute unbekannt gebliebener Autor die Geschichte so unbeholfen fort, dass Walter Lehning die Serie nach weiteren sieben Heften einstellte.

Der Hethke Verlag veröffentlichte 1981 einen Sammlernachdruck der ersten neun Bob und Ben-Piccolos. Die Großbände wurden von 1990 bis 1992 im selben Verlag nachgedruckt und 2005 erschien eine nachkolorierte und mit neuen Titelbildern versehene Fassung der Bob und Ben-Großbände. Anfang der 1990er-Jahre erschienen die Abenteuer aus den Piccolos und den Großbänden auch als Album.

Fliegercomics bilden ein eigenes Genre innerhalb der Abenteuercomics. Dennoch kann aus heutiger Sicht Bob und Ben als Glorifizierung zweier Kriegsveteranen des brutalen Stellvertreterkrieges in Korea gesehen werden, in den Deutschland maßgeblich verstrickt war. Die mangelnde politische Selbstkritik der Deutschen jener Jahre wird nicht zuletzt durch die breite Etablierung solcher Erzählungen dokumentiert. Bob und Ben jedoch ist als unpolitische, arglose Unterhaltungsliteratur zu sehen, die eine maßgebliche Strömung des  Zeitgeistes der Sechzigerjahre widerspiegelt. Selbstverständlich distanziert Hansrudi Wäscher sich inzwischen von den impliziten Werten dieser Comics. Die Leser der damaligen Zeit schätzten an Bob und Ben aber vor allem eins: Das große Abenteuer.